Wissenschaft, Technologie und Technik

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Meerkat
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Wissenschaft, Technologie und Technik

Beitrag von Meerkat » 31. Juli 2019, 15:24

In diesem Thema sollen Beiträge platziert werden, welche über nicht unmittelbar börsenwirksame Entwicklungen aus Wissenschaft und Technik berichten. Sie könnten aber Hinweise für langfristige Investitionen resp. Devestitionen geben.
Willkommen sind aber auch, wir sind ja nicht tierisch ernst, Beiträge über kuriose Entwicklungen.

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Meerkat
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Google Pixel 4 Smartphone

Beitrag von Meerkat » 31. Juli 2019, 20:20

Angeregt durch einen Beitrag von Gluxi im Forum Aktien (AMS) über das Google Smartphone Pixel 4 etwas mehr zu den darin enthaltenen Entwicklungen.
Grundlagen die Artikel
Project Soli is the secret star of Google's Pixel 4 self-leak
Infineon’s innovative XENSIV™ 60 GHz radar MMIC known as Google's Soli™ gives “eyes” to innovative use cases to revolutionize the Human Machine Interface
Pixel 4 Face Unlock vs. Apple Face ID: How they're different and how Google's might be better
.
Der "obere Rand" des Pixel 4.
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soli.jpg
soli.jpg (27.32 KiB) 8412 mal betrachtet
Zuerst etwas zum Thema "Face Unlock" generell. Wie der Begriff bereits aussagt dient die Einrichtung dazu, mittels Gesichterkennung das Phone zu entriegeln. Erste Implementationen (Galaxy Nexus) verwendeten dazu die eingebaute Selfie-Kamera. Nachteil: da nur ein 2-dimensionales Bild generiert werden konnte, war die Einrichtung mittels einer Photo leicht zu überlisten. Für ein sicheres Verfahren muss also ein 3-D Bild erzeugt werden.
Darum sind beim Pixel 4 zwei Infrarot Kameras installiert. Das Gesicht wird einerseits mit einem IR-Flutlicht (Face Unlock Flood Illuminator) und einem IR-Punkt Projektor (Face Unlock Dot Projector) beleuchtet. Letzterer generiert mit über 30'000 Punkten eine Matrix des Gesichts. Diese Matrix wird mit einem in einem sicheren Bereich des Chips gespeicherten Muster (Token) verglichen. Bei Übereinstimmung wird das Phone freigeschaltet.
Es kann davon ausgegangen werden, dass mittels diese Funktion in Zukunft auch andere Funktionen (Zugriff auf Bankkonto z.B.) freigeschaltet werden können.
Echt neu ist das eingebaute Radar! Kurz die Wirkweise jedes Radar-Systems: Ein Sender sendet extrem kurz elektromagnetische impulse aus und ein Empfänger empfängt das von einem Objekt reflektierte Signal aus. Auf diese Weise kann u.a. die Distanz eines Objekts berechnet werden.
Mit dem Soli CHip von Infineon (Arbeitsfrequenz 60 GHz) können Handbewegungen erkannt und entsprechend Aktionen ausgelöst werden.
Dies alles tönt sehr plausibel und die Hardware ist relativ schnell erklärt.
Das grösste Know-How und Zukunftspotenzial dürfte in der Software liegen. Dies insbesondere wenn die Computer immer schneller, kleiner, billiger und energieeffizienter werden.

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Re: Wissenschaft, Technologie und Technik

Beitrag von Gluxi » 1. August 2019, 12:10

Danke Meerkat für die Zusammenfassung. Mich würde brennend interessieren, wer der Lieferant für die Face Unlock Bauteile ist.
Womöglich ist es noch zu früh, um das herauszufinden.

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Gluxi
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Re: Wissenschaft, Technologie und Technik

Beitrag von Gluxi » 14. August 2019, 09:10

Bei dem Übernahmeangebot von Osram durch AMS war untere anderem von MicroLED Displays die Rede. Mich hat wunder genommen, ob Osram solche überhaupt schon verkauft. Auf der Webseite findet man diese nicht, ich bin aber auf eine Präsentation von Osram gestossen:

https://www.energy.gov/sites/prod/files ... ille18.pdf

Auf Seite 28/29 wird darauf eingegangen. Durch diese Technik könnten Displays auf transparentem Glas erzeugt werden. Z.B. ein Tacho direkt auf der Windschutzscheibe im Auto. Oder es könnte ein Handydisplay gebaut werden, welches das FaceID hinter dem Display integriert.

Spannend, jedoch noch in der Entwicklung und ich weiss nicht, ob es sinnvoll ist, wenn AMS noch im Display Business mitspielt.

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Re: Wissenschaft, Technologie und Technik

Beitrag von Meerkat » 16. August 2019, 08:04

Gluxi hat geschrieben:
14. August 2019, 09:10
Spannend, jedoch noch in der Entwicklung und ich weiss nicht, ob es sinnvoll ist, wenn AMS noch im Display Business mitspielt.
Das ist eben das Problem bei solchen Uebernahmen.
Den konkreten Fall habe ich nicht sehr genau studiert und ich weiss nicht, ob Osram und AMS dann einfach unter einer Holdingstruktur sind, oder ob Osram und AMS auf "tieferen" Ebenen fusionieren (Entwicklung, Produktion, Marketing, Verkauf etc.).
In letzterem Fall muss man sich ernsthaft fragen, wieweit das Synergien möglich sind. Allein die Tatsache, dass sich beide Firmen mit Microchips befassen mag für einen Nichttechniker ausreichend sein. In der Realität gibt es hier höchst unterschiedliches Know How.
Im Sinne der Konzentration auf die Kernkompetenzen (Kernkompetenzen, hat man früher Firmen aufgespalten (Beispiel Rieter/Autoneum).

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Scientifica Zürich

Beitrag von Meerkat » 19. August 2019, 07:42

Kann man mit Gedanken einen Computer steuern?
Die Scientifica ist das grösste Wissenschaftsfestival der Schweiz. Sie findet dieses Jahr vom 30. August bis 1. September an der Universität und der ETH Zürich statt.

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Re: Scientifica Zürich

Beitrag von CrashGuru » 19. August 2019, 08:49

Meerkat hat geschrieben:
19. August 2019, 07:42
Kann man mit Gedanken einen Computer steuern?
Die Scientifica ist das grösste Wissenschaftsfestival der Schweiz. Sie findet dieses Jahr vom 30. August bis 1. September an der Universität und der ETH Zürich statt.
Ja, kann man.

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Quantencomputer

Beitrag von Meerkat » 23. Oktober 2019, 13:25

Langsam kommen mehr (halbwegs) konkrete Publikationen zum Thema Quantencomputer

Der Quantencomputer verlässt das Labor
Der Quantenrechner gilt als das „nächste große Ding“ in der Computerbranche. Weil die Rechenmaschine die Gesetzmäßigkeiten der Quantenphysik effizient ausnutzt, soll sie – so die Hoffnung – deutlich leistungsfähiger sein als ihre klassischen Pendants. War der Quantencomputer noch vor gut zehn Jahren von rein akademischem Interesse, tüfteln heute fast alle wichtigen Computerhersteller und Internetfirmen an ihren eigenen Wunderkisten, allen voran Google, Intel, Microsoft und IBM. Allerdings hatte bisher noch kein Prototyp das Laborstadium verlassen. Das dürfte sich schon bald ändern. IBM hat auf der Elektronikmesse CES 2019 in Las Vegas jetzt seine neueste Errungenschaft präsentiert: den ersten integrierten Quantenrechner der Welt, der vor allem für kommerzielle Kunden und deren Anwendungen gedacht ist.
Und so kommt nun Google mit einer Ankündigung
Google Claims a Quantum Breakthrough That Could Change Computing
Google said on Wednesday (Oct 23) that it had achieved a long-sought breakthrough called “quantum supremacy,” which could allow new kinds of computers to do calculations at speeds that are inconceivable with today’s technology.
In a paper published in the science journal Nature, Google said its research lab in Santa Barbara, Calif., had reached a milestone that scientists had been working toward since the 1980s: Its quantum computer performed a task that isn’t possible with current technology.

In this case, a mathematical calculation that the largest supercomputers could not complete in under 10,000 years was done in 3 minutes 20 seconds, Google said in its paper.
Das sieht IBM nicht ganz so
On Monday, IBM fired a pre-emptive shot with a blog post disputing Google’s claim that its quantum calculation could not be performed by a traditional computer. The calculation, IBM argued, could theoretically be run on a current computer in less than two and a half days — not 10,000 years.
So oder so, die Tage der heute als sicher geltenden Chiffriermethoden dürften damit enden.

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Alternative zu Blockchain/Bitcoin

Beitrag von Meerkat » 1. November 2019, 09:23

Bitcoin basierend auf der Blockchain Technologie verschlingt eine riesige Menge an elektrischer Energie. Energiearme Alternativen sind daher gefragt.
New Alternative to Bitcoin Uses Negligible Energy
a major weakness of Bitcoin is the extraordinary amounts of energy it demands, and the vast amounts of the global warming gas carbon dioxide it spews out as a result. Bitcoin reportedly has a global electricity consumption approaching that of the entire nation of Austria, and a global carbon footprint comparable to that of Denmark.
Was ist die wichtigste Ueberlegung hinter Bitcoin?
In seeking out alternative approaches to cryptocurrency, computer scientists noted that the 2008 paper that first described Bitcoin explained the heart of the protocol lies in preventing double-spending. This potential flaw in any digital cash scheme would permit a digital token to get spent more than once.
Dieses "double-spending" verhindert die rechenintensive Blockchain Technik.
Forscher an der ETH Lausanne entwickeln ein anderes Verfahren um das zu verhindern
study lead author Rachid Guerraoui, a computer scientist at the Federal Polytechnic School of Lausanne in Switzerland, and his colleagues argue that Bitcoin and other cryptocurrencies based on blockchains are essentially overkill. They suggest that solving the problem of double-spending does not require the complex task of achieving consensus. Instead, much simpler, faster, and less energy-intensive algorithms can suffice.
Das neue Verfahren funktioniert wie eine "Gerüchteküche": Ich sage etwas ein paar Personen. Jede sagt es ein paar weitern etc. Die Nachricht verbreitet sich exponentiell.
Instead of seeking consensus from every participant in the system for each transaction {as with bitcoin], the algorithms check to see if a random sample of users has received messages about each transaction. If this sample is sufficiently large, the chance that malicious attackers can fool the system into thinking another transaction occurred is lowered enough to ensure that such hacks do not occur within the age of the universe, the researchers say.
“It’s definitely less energy-intensive than Bitcoin,” Guerraoui says. The scientists detailed their latest findings in a study that will be presented on 16 October at the International Symposium on Distributed Computing in Budapest and has already won that meeting’s Best Paper Award.

The consensusless algorithms also generate just a few grams of carbon dioxide per transaction, compared to an estimated 300 kilograms per Bitcoin transaction. In addition, while the original Bitcoin protocol took up to an hour to confirm that a transaction went through correctly, the Swiss team’s prototype algorithms can do so in less than a second.
Das Kapitel "Kryptowährungen" ist noch lange nicht fertig geschrieben

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Root of Trust (RoT)

Beitrag von Meerkat » 5. November 2019, 17:12

Prof. Benini, ETHZ (ETH News)
Immer häufiger attackieren Hacker nicht die Software eines IT-​Systems, sondern nutzen Schwachstellen in der Hardware. Ein Open-​Source-Projekt auf Basis der Titan-​Sicherheitstechnologie von Google und des Open-​Source-Prozessors «Ibex» der ETH soll diese Lücke schliessen.
RoT bezeichnet eine Methode, mit der man die Integrität von Hardware überprüfen kann. Bei einer «RoT»-​Lösung handelt sich in der Regel um einen Microchip, der kontrolliert, ob sich ein System so verhält, wie wir das erwarten.

Wie macht er das?
Vereinfacht gesagt funktioniert das ähnlich wie beim E-​Banking mit Zwei-​Faktor-Authentifizierung. Das System sendet einen Code an den RoT-​Chip und dieser prüft, ob der Code stimmt. Nimmt jemand Veränderungen am überwachten System vor, dann verändert sich dieser Code und der Chip bricht den Prozess ab.

Und das macht auch Open Titan?
Open Titan überwacht das Aufstarten eines Computers, den sogenannten Bootprozess. Wie ein Baby kurz nach der Geburt muss auch ein Computer in den Sekunden nach dem Start besonders geschützt werden: Die sogenannte Firmware, also die Software, die den Bootprozess steuert, wird aktiv, bevor zum Beispiel das Antivirenprogramm arbeitet. Entsprechend konzentrieren sich viele Angriffe auf diese ersten Sekunden und versuchen, die Firmware zu schädigen. Gelingt das, können die Angreifer das System übernehmen, ohne dass man das bemerkt. Open Titan kontrolliert, ob der Code, den die Firmware generiert, mit dem erwarteten Code übereinstimmt. Ist das nicht der Fall, wird der Bootprozess abgebrochen.
Ich bin nicht ganz einverstanden mit der Definition von Firmware = Bootstrap-Programm. Firmware wird als "Software" bezeichnet, welche in einem nicht-flüchtigen Speicher (ROM/EPROM) gespeichert ist. In gewissen Systemen wird das ganze OS oder sogar die ganz Software gespeichert(Waschmaschine z.B.)
In der IT-​Sicherheits-Community setzt man zunehmend auf Open Source. Egal ob frei zugänglich oder proprietär, Hacker finden in jedem System eine Schwachstelle. Darum halte ich es für besser, wenn die potenziellen Opfer eines Angriffs zusammenarbeiten, anstatt sich auf einen einzigen Hersteller zu verlassen. Hinzu kommt: Sollte sich ein Partner aus dem Open Titan-​Projekt zurückziehen, kann die Community die Lösung trotzdem weiterentwickeln. Bei einer herkömmlichen Lösung ginge das nicht.

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