Wirtschaft weltweit

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blue fox
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von blue fox » 15. Januar 2021, 13:53

Es gibt meiner Ansicht nach in mehreren Wirtschaftsbereich drastische Anzeichen für Materialverknappung. (Nachfrage ist grösser als das Angebot).
Ich sehe dies in meinem Geschäft wo wir uhrplötzlich kein Rohmaterial mehr bekommen und die Preise um 20% angestiegen sind (Sprunghaft).
Parallel habe ich heute morgen auf SRF3 Wirtschaft gehört, dass die Automobilzulieferer keine Halbleiter mehr bekommen und Lieferfristen von 6 - 12 Monaten da sind.

Ist das nun positiv oder negativ für die Börsen? Ich denk im ersten Negativ und langfristig positiv da höhere Gewinne?
Bzw. habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
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theDon
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von theDon » 15. Januar 2021, 14:17

Gut bemerkt. Erst wurden die Aktienmärkte, Immobilien und der Kunstmarkt "inflationiert", später folgten die Rohstoffe und nun schwappt es über zu den Zulieferer.

Parallel dazu stellen die Ökonomen fest, dass die Bürger ihr Geld nicht im Detailhandel ausgeben, sondern A) im Aktienmarkt/Kryptomarkt "zocken" B) sparen - ok - ein paar wenige bringen auch ihre vier Wände auf Vordermann.

Jetzt überlege Dir, was geschieht, wenn das angesparte Geld im Frühling/Sommer, wenn die Lockdowns wieder mal aufgehoben sind, auf den Markt kommt. VIEL GELD trifft auf WENIG ANGEBOT -> Die Preise werden in die Höhe schnellen. Gut, wer dann "gesuchte" Artikel zum Verkaufen hat.

In der Geschichte kam das schon einige Mal vor -- gibt genug gute Artikel dazu im WWW.

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Meerkat
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von Meerkat » 15. Januar 2021, 17:32

Biden Outlines $1.9 Trillion Spending Package to Combat Virus and Downturn
(1 trillion = 1'000'000'000'000 oder 10 hoch 12 = 1 Billion auf deutsch) -> rund 6000 $/Einwohner
President-elect Joseph R. Biden Jr. on Thursday proposed a $1.9 trillion rescue package to combat the economic downturn and the Covid-19 crisis,
Mr. Biden’s aides say the urgency of the moment drove the president-elect to propose a significantly larger economic jolt than what the Obama administration pushed through upon taking office amid a recession in 2009. The Biden proposal is more than 50 percent larger than the Obama-Biden stimulus, after adjusting for inflation, and it comes on top of several trillions of dollars of economic aid that Congress approved last year under Mr. Trump.
Von diesen Billionen dürfte einiges in die Anlagenmärkte fkiessen. Inflation noch weit weg?

Xeno
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von Xeno » 16. Januar 2021, 00:09

blue fox hat geschrieben:
15. Januar 2021, 13:53
Es gibt meiner Ansicht nach in mehreren Wirtschaftsbereich drastische Anzeichen für Materialverknappung. (Nachfrage ist grösser als das Angebot).
Ich sehe dies in meinem Geschäft wo wir uhrplötzlich kein Rohmaterial mehr bekommen und die Preise um 20% angestiegen sind (Sprunghaft).
Parallel habe ich heute morgen auf SRF3 Wirtschaft gehört, dass die Automobilzulieferer keine Halbleiter mehr bekommen und Lieferfristen von 6 - 12 Monaten da sind.

Ist das nun positiv oder negativ für die Börsen? Ich denk im ersten Negativ und langfristig positiv da höhere Gewinne?
Bzw. habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht?
Danke für diesen spannenden Einblick in die Realwirtschaft. Er stimmt gut mit den Aktienmärkten überein, wo es international einen klaren Run auf rohstoffnahe Titel gibt.

Ein eindeutiger Frühindikator für Inflation ist es nicht: Die wird immer und überall bei den Preisen der Endprodukte gemessen. Erst wenn die auch steigen, haben wir Inflation. Hier ist die Lage äusserst diffus: Es hat zugleich Überangebot und Mangel, je nach Sektor; die Konsumenten, die den Job nicht verlieren, müssen sparen, da sie ja das Geld gar nicht ausgeben können... Alles ganz kurios, eigentlich kennt man das eher aus kriegswirtschaftlichen Zuständen.

Egal wohin die Reise geht: Spätestens mittelfristig sind die Aussichten für Aktien aus meiner Sicht als Buy-and-Hold-Anleher hervorragend. Aktien sind Sachwerte mit Ertragspotenzial.

Lg X.

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CrashGuru
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von CrashGuru » 16. Januar 2021, 08:43

Xeno hat geschrieben:
16. Januar 2021, 00:09
Egal wohin die Reise geht: Spätestens mittelfristig sind die Aussichten für Aktien aus meiner Sicht als Buy-and-Hold-Anleher hervorragend. Aktien sind Sachwerte mit Ertragspotenzial.

Lg X.
Du gehst davon aus, dass auf die "hoch aufgestockten Aktienportfolios" weitere Berge dazu gekauft werden. Und das obwohl die Unternehmensbewertungen auf Grund der Leistung schon seit langem total von der Realität entfernt sind. Werden die Unternehmen nicht mehr danach gemessen, sondern umgekehrt, ist das Unternehmen das Wert, was der Aktienhandel "beweist".......

Haben wir tatsächlich eine "virutelle Finanzwirtschaft" geschaffen mit der Geldflut seit 2008...... Völlig abgehoben von irgendwelchen ökonomischen Lehren.
Inflationsbearbeitung als Spielball der Nationalbanken, an Stelle einer Folge der Wirtschaftssituation?

Xeno
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von Xeno » 16. Januar 2021, 18:50

CrashGuru hat geschrieben:
16. Januar 2021, 08:43
Xeno hat geschrieben:
16. Januar 2021, 00:09
Egal wohin die Reise geht: Spätestens mittelfristig sind die Aussichten für Aktien aus meiner Sicht als Buy-and-Hold-Anleher hervorragend. Aktien sind Sachwerte mit Ertragspotenzial.

Lg X.
Danke für die Antwort! Ich repliziere bewusst etwas provokativ:
Du gehst davon aus, dass auf die "hoch aufgestockten Aktienportfolios" weitere Berge dazu gekauft werden.
Ja, ich gehe ganz genau davon aus. Der Grund ist furchtbar simpel: keine Alternativen. Schau mal:

1) Termingeld? Tot, nein geradezu verwest. 20jährigen musst du heute erklären, was das denn war, ein "Kassenschein". Ich bin 48, kann mich aber erinnern, dass es dafür noch 7% Zins und mehr gab bei 10jährigen!

2) Sichtgeld? Tot ab relevanten Summen (Gebühren, Negativzins). Du schaffst nicht einmal mehr Renditen über 0!

3) Anleihen? Tot für Private. Negativzinsen, sofern Du nicht eine extrem miese Bonität oder eine kuriose Währung in Kauf nimmst.

Es bleibt:

1) "echte Sachwerte, vor allem Immobilien und Edelmetalle, eventuell Kryptos. Sind aber relativ volatil oder schwer stückelbar oder schaffen keine echten Erträge.

2) Aktien, Aktien, Aktien.
Und das obwohl die Unternehmensbewertungen auf Grund der Leistung schon seit langem total von der Realität entfernt sind. Werden die Unternehmen nicht mehr danach gemessen, sondern umgekehrt, ist das Unternehmen das Wert, was der Aktienhandel "beweist".......
Böse These von mir (sie ist in Wirklichkeit keineswegs meine Erfindung): Die Kennzahlen der Unternehmensbewertungen sind bezogen auf ganze Portfolios egal, hundewurscht, korrelieren null mit den Kursen. Ich weiss: Entsetzen macht sich breit in den Riegen der Bilanzanalysten. Ich will die angebliche Korrelation aber sehen, bevor ich vom Gegenteil überzeugt werde! Ökonomie ist nicht Glaube. Was korreliert denn wirklich mit Aktienkursen? Als Historiker sage ich: Wirklich zuverlässig nur die Zinsen. (Die Korrelation ist natürlich negativ, also hohe Zinsen => tiefe Aktienkurse). Jetzt kann man natürlich sagen, angesichts der tiefsten Zinsen von 5000 Jahren Wirtschaftsgeschichte müssten die doch steigen. Ich bezweifle das. Ich halte Nullzinsen für den gesamten Rest meines Erwerbslebens (bis 2037) für möglich und nicht mal unwahrscheinlich. Wichtig: Werten will ich das nicht; als Anleger muss man sich einfach darauf einstellen. Negativzinsen sind selbstverständlich effizienztechnisch eine bizarre Verirrung der Wirtschaftsgeschichte. Korollar: Seit mindestens 500 Jahren (vorher ist die Datenlage ein Problem) sinken Zinsen stetig. Hochinteressant ist die Frage, ob das selbst dann noch weitergeht, wenn sie auf 0 sind. Bisher: bizarrerweise ja.
Haben wir tatsächlich eine "virutelle Finanzwirtschaft" geschaffen mit der Geldflut seit 2008...... Völlig abgehoben von irgendwelchen ökonomischen Lehren.
Zum zweiten Satz: Nein. Die Aktienkurse folgen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage der Anleger. Die Anleger wollen aber Aktien, Aktien, Aktien, siehe oben. Das ist alles.

Zum ersten Satz: Die von Dir mitangesprochenen Aspekte der Geldpolitik sind äusserst komplex, das ist ein sehr weites Feld. Es stimmt, dass die beispiellose Geldschwemme der Nationalbanken in Tateinheit mit der grotesken Verschuldung der meisten Staaten (und vieler Unternehmen, aber auch nicht aller) zu monetären Inkonsistenzen führt. Aus meiner Sicht ist das Wahrscheinlichste, das passieren wird, Folgendes: nichts. There is no way out. Die Nationalbanken können die Zinsen nicht mehr erhöhen, denn sonst gibt es ein globales Finanz-Erdbeben der Stärke 15. Also tun sie es nicht. Damit sind die Aktienmärkte aber safe. Just my 2 cents.
Inflationsbearbeitung als Spielball der Nationalbanken, an Stelle einer Folge der Wirtschaftssituation?
Klar. Die Stabilität der Währungen ist aber die Kernaufgabe der Nationalbanken. Das Problem ist ja, dass sie heute (auch noch) alles andere machen. Lustig wird es erst, wenn eine Inflation über etwa 3% losgeht. Denn dann müssten die Nationalbanken die Geldmengen senken, und dazu gibt es primär zwei Mittel: Die Zinsen erhöhen (uiuiui!) oder sie verkaufen Assets (zum Beispiel die Berge kurioser Staatsanleihen hoch wie der Turm von Babel - uiuiui!). Dann kann es krachen. Nobody knows.

Ich habe Dein Post übrigens gern gelesen, trotz meiner temperamentvollen Antwort; meinen Diskussionsstil muss man halt ertragen können (ist bisher hier kein Problem). Widerspruch erwünscht!

Lg X.

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CrashGuru
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von CrashGuru » 16. Januar 2021, 19:32

Aber nein Xeno, ich liebe Klartext. Und Deine Begründungen bestätigen ja sowieso nur meinen Schrieb vorhin. Ich stelle ja auch nur fest. Werten kann ich die Situation ebenfalls nicht anders als Du. Gut ich bin ja der CrashGuru, auf ein ausgesprochen starkes Aktienjahr würde ich nicht setzen. Trotz weiterer Geldflutung der Märkte.

Ich sitze eigentlich in der Schei..... so gesehen. Als alter Sack wird mir nichts anderes übrig bleiben als das vorhandene "Bargeld" zu horten oder eben doch in Aktien einzusteigen. Mit der klaren Aussicht, dass ich wahrscheinlich (hallo, fritz) den denkbar schlechtesten Zeitpunkt erwische, da mir danach nicht genug Zeit bleibt, um den langanhaltenden Downer auszusitzen. Würde wohl irgendwann in ein "ausliegen" übergehen.....

Für mich heisst das, wenn Aktien auf (zu?) hohem Niveau, dann dividendenstarke Titel. damit wenigstens eine laufende Rendite erzielt wird. Wir hatten schon mehrfach solche Szenarien. Ich habe schon einmal einen Schuh raus gezogen, als ich damit rechnete, dass der Aktienmarkt "schon noch ein halbes Jahr hält".... Hat nur 3 Monate gehalten und ich so um 50k abgeschrieben :roll:

Also weiter so Xeno, wir haben hier ein richtig gutes Forum.

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blue fox
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von blue fox » 18. Januar 2021, 08:06

CrashGuru hat geschrieben:
16. Januar 2021, 08:43
Du gehst davon aus, dass auf die "hoch aufgestockten Aktienportfolios" weitere Berge dazu gekauft werden. Und das obwohl die Unternehmensbewertungen auf Grund der Leistung schon seit langem total von der Realität entfernt sind. Werden die Unternehmen nicht mehr danach gemessen, sondern umgekehrt, ist das Unternehmen das Wert, was der Aktienhandel "beweist".......
In diesem Punkt hat der CS-Chefökonom klar widersprochen. Evtl. sind einzelne Titel stark überbewertet, da sie wohl höhe Erwartungen haben, aber zu den schlimmsten Zeiten war das KGV bei 50-70. Da sind wir (noch) nicht.
Und die heutige Zeit lehrt uns, dass wir diese Werte wohl noch überbieten werden bevor es kracht.
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Xeno
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von Xeno » 19. Januar 2021, 20:12

CrashGuru hat geschrieben:
16. Januar 2021, 19:32
Aber nein Xeno, ich liebe Klartext. Und Deine Begründungen bestätigen ja sowieso nur meinen Schrieb vorhin. Ich stelle ja auch nur fest. Werten kann ich die Situation ebenfalls nicht anders als Du. Gut ich bin ja der CrashGuru, auf ein ausgesprochen starkes Aktienjahr würde ich nicht setzen. Trotz weiterer Geldflutung der Märkte.
Ich halte Jahresprognosen (oder gar solche für noch kürzere Zeiträume) für unmöglich.
Ich sitze eigentlich in der Schei..... so gesehen. Als alter Sack wird mir nichts anderes übrig bleiben als das vorhandene "Bargeld" zu horten oder eben doch in Aktien einzusteigen. Mit der klaren Aussicht, dass ich wahrscheinlich (hallo, fritz) den denkbar schlechtesten Zeitpunkt erwische, da mir danach nicht genug Zeit bleibt, um den langanhaltenden Downer auszusitzen. Würde wohl irgendwann in ein "ausliegen" übergehen.....
Konkrete Ratschläge finde ich aufgrund der wenigen Infos fast nicht möglich. Xenosche Faustregel: Wenn der Anlagehorizont 5 Jahre oder sogar länger ist, lohnt sich eine Buy-and-Hold-Aktien-Strategie "meistens", wobei ich aufgrund der vage angedeutete Umstände hier (für den Aktienbereich) sehr konservativ vorginge (z. B. nur sehr wenige ETFs, ev. nur 2). Je kürzer der Anlagehorizont ist, desto eher musst du absichern, was immer das Risiko entgehender Rendite (dafür aber eben begrenzter Verluste) hat. There is no free lunch. Da du Ausschüttungen willst, wähle ausschüttende ETFs. Wenn Du Angst vor einem Jahrhundertcrash hast, dann investiere gestaffelt (wobei auch das auf Kosten der Rendite geht, falls der Crash nicht kommt).
Für mich heisst das, wenn Aktien auf (zu?) hohem Niveau, dann dividendenstarke Titel. damit wenigstens eine laufende Rendite erzielt wird.
Kritische Bemerkung: Auf mehr als 3% Rendite kommst Du allein durch Dividenden aus Einzeltiteln kaum, solange du die Grundsätze der Diversifizierung beachtest (wenn nicht, ist es eh Geisterfahrt). Im Vergleich ist der (über sehr lange Zeiträume gemessene) Wertzuwachs des MSCI World etwa 6% zuzüglich noch etwa 2% Ausschüttung. Du müsstest also auf jeden Fall Titel haben, die auch noch im Wert eindeutig steigen, um mit Dividendenaktien eine risikogerechte Rendite zu haben. Du merkst vielleicht: Ich halte (reine) Dividendenstrategien für recht schwierig. Dividenden sind natürlich trotzdem lustig, aber einzige Grundlage einer Anlagestrategie?

Wir hatten schon mehrfach solche Szenarien. Ich habe schon einmal einen Schuh raus gezogen, als ich damit rechnete, dass der Aktienmarkt "schon noch ein halbes Jahr hält".... Hat nur 3 Monate gehalten und ich so um 50k abgeschrieben :roll:
Je kürzer der Anlagehorizont ist, desto eher musst Du traden statt anlegen, was etwas wesentlich anderes ist.
Also weiter so Xeno, wir haben hier ein richtig gutes Forum.
Danke für die Blumen & gleichfalls.

Lg X.

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CrashGuru
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Re: Wirtschaft weltweit

Beitrag von CrashGuru » 19. Januar 2021, 21:45


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