CrashGuru hat geschrieben: ↑16. Januar 2021, 08:43
Xeno hat geschrieben: ↑16. Januar 2021, 00:09
Egal wohin die Reise geht: Spätestens mittelfristig sind die Aussichten für Aktien aus meiner Sicht als Buy-and-Hold-Anleher hervorragend. Aktien sind Sachwerte mit Ertragspotenzial.
Lg X.
Danke für die Antwort! Ich repliziere bewusst etwas provokativ:
Du gehst davon aus, dass auf die "hoch aufgestockten Aktienportfolios" weitere Berge dazu gekauft werden.
Ja, ich gehe ganz genau davon aus. Der Grund ist furchtbar simpel: keine Alternativen. Schau mal:
1) Termingeld? Tot, nein geradezu verwest. 20jährigen musst du heute erklären, was das denn war, ein "Kassenschein". Ich bin 48, kann mich aber erinnern, dass es dafür noch 7% Zins und mehr gab bei 10jährigen!
2) Sichtgeld? Tot ab relevanten Summen (Gebühren, Negativzins). Du schaffst nicht einmal mehr Renditen über 0!
3) Anleihen? Tot für Private. Negativzinsen, sofern Du nicht eine extrem miese Bonität oder eine kuriose Währung in Kauf nimmst.
Es bleibt:
1) "echte Sachwerte, vor allem Immobilien und Edelmetalle, eventuell Kryptos. Sind aber relativ volatil oder schwer stückelbar oder schaffen keine echten Erträge.
2) Aktien, Aktien, Aktien.
Und das obwohl die Unternehmensbewertungen auf Grund der Leistung schon seit langem total von der Realität entfernt sind. Werden die Unternehmen nicht mehr danach gemessen, sondern umgekehrt, ist das Unternehmen das Wert, was der Aktienhandel "beweist".......
Böse These von mir (sie ist in Wirklichkeit keineswegs meine Erfindung): Die Kennzahlen der Unternehmensbewertungen sind bezogen auf ganze Portfolios egal, hundewurscht, korrelieren null mit den Kursen. Ich weiss: Entsetzen macht sich breit in den Riegen der Bilanzanalysten. Ich will die angebliche Korrelation aber sehen, bevor ich vom Gegenteil überzeugt werde! Ökonomie ist nicht Glaube. Was korreliert denn wirklich mit Aktienkursen? Als Historiker sage ich: Wirklich zuverlässig nur die
Zinsen. (Die Korrelation ist natürlich negativ, also hohe Zinsen => tiefe Aktienkurse). Jetzt kann man natürlich sagen, angesichts der tiefsten Zinsen von 5000 Jahren Wirtschaftsgeschichte müssten die doch steigen. Ich bezweifle das. Ich halte Nullzinsen für den gesamten Rest meines Erwerbslebens (bis 2037) für möglich und nicht mal unwahrscheinlich. Wichtig: Werten will ich das nicht; als Anleger muss man sich einfach darauf einstellen. Negativzinsen sind selbstverständlich effizienztechnisch eine bizarre Verirrung der Wirtschaftsgeschichte. Korollar: Seit mindestens 500 Jahren (vorher ist die Datenlage ein Problem) sinken Zinsen stetig. Hochinteressant ist die Frage, ob das selbst dann noch weitergeht, wenn sie auf 0 sind. Bisher: bizarrerweise ja.
Haben wir tatsächlich eine "virutelle Finanzwirtschaft" geschaffen mit der Geldflut seit 2008...... Völlig abgehoben von irgendwelchen ökonomischen Lehren.
Zum zweiten Satz: Nein. Die Aktienkurse folgen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage der Anleger. Die Anleger wollen aber Aktien, Aktien, Aktien, siehe oben. Das ist alles.
Zum ersten Satz: Die von Dir mitangesprochenen Aspekte der Geldpolitik sind äusserst komplex, das ist ein sehr weites Feld. Es stimmt, dass die beispiellose Geldschwemme der Nationalbanken in Tateinheit mit der grotesken Verschuldung der meisten Staaten (und vieler Unternehmen, aber auch nicht aller) zu monetären Inkonsistenzen führt. Aus meiner Sicht ist das Wahrscheinlichste, das passieren wird, Folgendes: nichts. There is no way out. Die Nationalbanken können die Zinsen nicht mehr erhöhen, denn sonst gibt es ein globales Finanz-Erdbeben der Stärke 15. Also tun sie es nicht. Damit sind die Aktienmärkte aber safe. Just my 2 cents.
Inflationsbearbeitung als Spielball der Nationalbanken, an Stelle einer Folge der Wirtschaftssituation?
Klar. Die Stabilität der Währungen ist aber die Kernaufgabe der Nationalbanken. Das Problem ist ja, dass sie heute (auch noch) alles andere machen. Lustig wird es erst, wenn eine Inflation über etwa 3% losgeht. Denn dann müssten die Nationalbanken die Geldmengen senken, und dazu gibt es primär zwei Mittel: Die Zinsen erhöhen (uiuiui!) oder sie verkaufen Assets (zum Beispiel die Berge kurioser Staatsanleihen hoch wie der Turm von Babel - uiuiui!). Dann kann es krachen. Nobody knows.
Ich habe Dein Post übrigens gern gelesen, trotz meiner temperamentvollen Antwort; meinen Diskussionsstil muss man halt ertragen können (ist bisher hier kein Problem). Widerspruch erwünscht!
Lg X.