Wenn die Sprachassistenten beim Sex zuhören (Tagi Abo+ pdf per PN anfordern)
Digitale Sprachassistenten sind freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend – und ein Fiasko für die Privatsphäre. In den letzten Tagen und Wochen rissen die Meldungen zu Datenschutzproblemen nicht ab. Und eines ist klar: Es war ein Fehler anzunehmen, dass die Unterhaltungen mit Siri, Google Assistant und Amazon Echo so privat bleiben wie mit einem echten menschlichen Gegenüber.
Doch eben: Damit die Spracherkennung überhaupt funktioniert, braucht es das Internet. Die Analyse der Anweisungen findet (bislang) nicht auf dem Gerät statt, sondern auf den Servern der Betreiber. Und da die Assistenten Anweisungen oft nicht oder falsch verstehen, speichern die Betreiber die Aufnahmen. Diese können hinterher von menschlichen Experten transkribiert und analysiert werden. Das hilft, die Algorithmen zu verfeinern und die Assistenten praxistauglicher zu machen.
Aber natürlich ergibt sich auch ein Missbrauchspotenzial: Im April deckte Bloomberg auf, dass Amazon Tausende Personen zur Transkription beschäftigt. Sie verschriftlichen während eines Arbeitstages Hunderte von Aufnahmen. Es komme auch vor, dass Aufnahmen in internen Chaträumen geteilt werden, schrieb Bloomberg: Weil Worte unverständlich sind oder eine Aufnahme Heiterkeit auslöst. Diese Woche wurde bekannt, dass Mitarbeiter teilweise auch von zu Hause aus Transkriptionen vornehmen.
Die aktuelle Stellungnahme von Google
«Wir haben diese Tests von Audioaufnahmen für den Google Assistant gestoppt, kurz nachdem wir von der Veröffentlichung vertraulicher niederländischer Audiodaten erfahren haben. Wir stehen mit der Hamburger Datenschutzbehörde in Kontakt und prüfen, wie wir zum einen Audioaufnahmen testen und zum anderen unseren Nutzern die Verwendung ihrer Daten besser erklären können. Die Tests tragen dazu bei, dass Spracherkennungssysteme für mehr Menschen, mit unterschiedlichen Akzenten und Dialekten, funktionieren. Im Zuge dieser Tests werden die Audioclips nicht mit den Nutzerkonten verknüpft. Im übrigen werden die Tests nur bei etwa 0,2 Prozent aller Clips durchgeführt.»
Apple contractors 'regularly hear confidential details' on Siri recordings (The Guardian)
Und
Siri does more than ever. Even before you ask
Apple is putting a worldwide hold on a program that had contractors listening to some Siri queries in an effort to grade the digital assistant on its responses. When the program returns, Apple says users will have the choice whether to participate.
Es soll TV's geben welche auf Sprachbefehle reagieren. Die Spracherkennung findet aber nicht, wie viele Leute meinen, im TV Apparat statt, sondern alles was im Wohn-/Schlafzimmer gesprochen wird geht via Internet an eine zentrale Stelle zur Auswertung. Dort werden allfällige TV-Befehle herausgefiltert.
Irgendwie kommt mir immer "1984" von George Orwell in den Sinn.